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Auslandsrecruiting: Neue Wege zum Erfolg

Wir geben einen Einblick in unsere Bemühungen des Recruitings und die Herausforderungen der Integration.

Seit Jahren begleitet uns das Thema des Fachkräftemangels. Da der hiesige Arbeitsmarkt in weiten Teilen wie leergefegt scheint und in den kommenden Jahren viele unserer Fahrpersonale in den Ruhestand wechseln, sehen wir dringenden Handlungsbedarf. „Wir gehen das Thema aktiv an und beschreiten neue Wege, indem wir Fahrpersonale im europäischen wie auch im außereuropäischen Ausland direkt anwerben. Wir stellen uns damit als Unternehmen auch der Herausforderung, diese Menschen gut in unsere Teams zu integrieren und ihnen beim Ankommen in Deutschland zu helfen“, sagt Daniel Marx, Vorsitzender der Regionalleitung von DB Regio Bus Nord.

Die Autokraft-Niederlassung Kiel arbeitet dafür mit der VISABEE GmbH zusammen. Das Kieler Unternehmen hat sich auf die Gewinnung von Fachpersonal im Ausland spezialisiert. Ziel der Zusammenarbeit ist die Einstellung von 20 Fahrpersonalen aus Tunesien, die in zwei Gruppen zu je zehn Personen mit einem Abstand von etwa sechs Monaten bei Autokraft in die Qualifizierungsphase starten. Der Dienstleister führt dabei in Tunesien Vorstellungsgespräche, klärt die Eignung und Qualifizierung der Bewerber:innen (z.B. Bus-Führerschein, Nachweis Sprachniveau mindestens B1) und kümmert sich um alle organisatorischen Fragen rund um das Visum oder die Arbeitserlaubnis. Gewährleistet wird das Entstehen von rechtssicheren Aufenthalts- und Arbeitsverhältnissen, die Themen wie Korruption und Menschenhandel ausschließen.

Das Team von Autokraft in Bad Oldesloe nimmt das Thema selbst in die Hand: Im Mai waren Teamleiter Chris Flemming und Fahrer sowie Betriebsratsvorsitzender Fatmir Bara im Kosovo, um vor Ort Vorstellungsgespräche zu führen. „Über einen persönlichen Kontakt im Kosovo haben wir einen Termin organisiert – auch in Kooperation mit der lokalen Arbeitsagentur – an dem wir rund 25 Vorstellungsgespräche geführt haben. Drei neue Fahrer haben wir bereits eingestellt, bei sechs weiteren Personen sind noch Fragen zu klären, etwa was das Sprachniveau betrifft“, berichtet Betriebsmanager Martin Steiner. Ein weiterer Recruiting-Termin dieser Art folg in Kürze in Polen. „Unser Vorgehen ist nur durch das große persönliche Engagement im Team möglich. Chris Flemming etwa hält unermüdlich Kontakt zu den Botschaften und Behörden“, ergänzt Martin Steiner.

Bei Weser-Ems-Bus in Niedersachsen steht die Einstellung von Fahrpersonal aus Tunesien kurz bevor, später auch aus dem Kosovo. „Wir arbeiten mit einer Fahrschule aus Emden zusammen, die die neuen Mitarbeitenden im Ausland rekrutiert und anschließend auf den deutschen Busführerschein ausbildet. Diese Personale starten dann bei Weser-Ems-Bus in Osnabrück in unseren standardisierten Onboarding-Prozess mit Streckenkunde und Tarifschulungen“, erläutert Alexander Ulrichs, Betriebsmanager bei Weser-Ems-Bus.

Herausforderungen: emotional-soziale Integration und Wohnraum

Die reinen Formalia rund um die Einstellung und die Arbeitsaufnahme sind das eine. Das andere ist, die Menschen im Unternehmen und im Land zu halten. „Das Visum bindet die Mitarbeitenden an uns als Arbeitgeber. Es ist unsere Aufgabe, sie auch emotional-sozial einzubinden und ihnen in Deutschland eine Heimat zu bieten. Dass wir diesen Punkt stärker in den Blick nehmen müssen, haben wir aus vorherigen Projekten gelernt“, sagt Alexander Ulrichs. Bei Weser-Ems-Bus setzt man deshalb auf die Unterstützung des Relocation-Services von bbf sustain. Für 12 Monate haben die neuen tunesischen Mitarbeitenden dann Ansprechpartner:innen an ihrer Seite, die sie z.B. bei Arztbesuchen oder Terminen mit Vermieter:innen begleiten. Auch regelmäßige Gruppentreffen und Freizeitaktivitäten werden angeboten. Außerdem kümmert sich das Unternehmen um die Wohnungssuche. Denn dies ist eine der größten Herausforderungen – insbesondere im Bereich Schleswig-Holstein, wo Wohnraum ohnehin rar und teuer ist. Dana Schulz erläutert: „Die Tunesier kommen ohne Auto nach Deutschland, das heißt wir suchen Wohnungen, die in der Nähe unserer Betriebshöfe liegen, damit die neuen Kollegen zu Fuß oder mit dem Rad zur Arbeit kommen können. Besonders in Heiligenhafen und entlang der Ostseeküste gestaltet sich dieses Thema für uns als sehr schwierig.“ Die Niederlassung Flensburg ist für ihre Arbeitskräfte aus Polen und Kroatien bereits auf die Anmietung von Ferienwohnungen ausgewichen – doch das ist auf Dauer viel zu teuer. In Bad Oldesloe setzt man auf die Zusammenarbeit mit großen Wohnungsunternehmen.

Vielfalt als Stärke, Sprache zur Verbindung

Insgesamt arbeiten wir bei DB Regio Bus Nord bereits erfolgreich in multikulturellen Teams zusammen. Die Vielfalt ist eine Stärke: so haben sich in Kiel bereits Mitarbeitende mit tunesischen Wurzeln gefunden, die den Neuen als Paten zur Seite stehen möchten. Auch in Bad Oldesloe erhalten die neuen Mitarbeitenden einen Lotsen an die Seite gestellt. Teilweise werden engagierte Fahrpersonale für Integrationsleistungen vom Fahrdienst freigestellt, damit sie dieser wichtigen Aufgabe während der Arbeitszeit nachgehen können. Ein Dreh- und Angelpunkt bleibt in jedem Fall die Sprache. „Natürlich sprechen unsere Mitarbeitenden gern in ihren Muttersprachen miteinander, Sprache ist ja auch ein Zuhause. Mir ist es aber trotzdem wichtig, dass untereinander Deutsch gesprochen wird, damit es nicht zu Grüppchenbildungen kommt. Wir sind ein Team und das fordere ich auch ein“, sagt Thorsten Hinrichs, Niederlassungsleiter bei Autokraft in Flensburg.

Ein gewisses Sprachniveau – bestenfalls B2 – ist unerlässlich, schließlich ist das Fahrpersonal im Linienverkehr Ansprechpartner für Fahrgäste, verkauft Tickets und gibt Auskünfte. Dies wird auch in den Verkehrsverträgen klar gefordert. In Flensburg kommen bereits jetzt Sprachlehrende zum Einsatz. In Kürze starten wir auch eigene Sprachkurse, zunächst als Pilotprojekt im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Eine erste Abfrage in den Teams hat bereits großes Interesse zur Teilnahme an einem internen Sprachkurs gezeigt.

Anerkennung von Führerscheinen

Neben den bereits genannten Herausforderungen gibt es bei Personal aus dem Ausland oft auch ein Thema rund um den Bus-Führerschein. Die Führerscheine aus EU-Ländern werden in Deutschland problemlos anerkannt. Für Nicht-EU-Länder gibt es eine Vielzahl verschiedener Regelungen, die nicht leicht zu durchschauen sind. Hier eine Erleichterung zu schaffen, ist ein deutlicher Wunsch aus der Branche an die Politik. Insbesondere auch, was die Anerkennung von Führerscheinen aus der Ukraine betrifft. Ein verkürztes Verfahren wäre hilfreich, zumal diese Menschen, die aufgrund des Krieges zu uns geflüchtet sind, bereits in Deutschland wohnen und in gewissem Maße integriert sind.

„Im Sinne der Mobilitätswende wollen wir mehr Menschen im System ÖPNV, auch um unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Dafür benötigen wir eine stabile Anzahl an Mitarbeitenden. DB Regio Bus Nord tut sehr viel dafür – und leistet durch viel persönliches Engagement einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft, sowohl mit Blick auf die Daseinsvorsorge als auch hinsichtlich der Integration“, sagt Regionalleiter Daniel Marx.